Wie alles begann


Wie alles begann

Schon in den ersten Tagen nach  Beginn des russischen Angriffskriegs fuhren von Goslar  aus  die ersten Transporter mit Hilfsgütern in die Ukraine. Einige Goslarer Familien mit Freunden oder Familie in der Ukraine hatten sie initiiert. Die Unterstützung in der Goslarer Bevölkerung war sehr groß, innerhalb kürzester Zeit gab es ein riesiges Spendenaufkommen für die Transporte in die Ukraine.


Das Spendenlager

Der Besitzer einer leerstehenden Halle in zentraler Lage stellte zunächst für die Lagerung der Spenden diese Halle kostenfrei zur Verfügung. Die Sortierung der Spenden wurde von einer lokalen Gruppe, dem Netzwerk Mensch Oker übernommen, die im Rahmen der Syrienkrise bereits ausgedehnte Erfahrungen mit Spendenverteilung und Flüchtlingshilfe gesammelt hatte.

Die Flüchtlingshilfe


Die ersten Flüchtlinge

Gleichzeitig kamen in Goslar die ersten Flüchtlinge an, die meisten von ihnen  Frauen, Kinder und ältere Menschen. Die Spendenhalle wurde rasch zum ersten Anlaufpunkt für ankommende Flüchtlinge. Die aus der Ukraine geflüchteten Menschen erhielten in der Spendenhalle die Erstausstattung, Beratung und moralische Unterstützung, Wohnungsvermittlung und Hilfe bei der Einrichtung. Viele Flüchtlinge arbeiten bald  selbst tatkräftig in der Spendenhalle mit und so entstanden Freundschaften zwischen den Bürgern und den Geflüchteten. Aber auch für die ehrenamtlichen Helfer wurde die Spendenhalle zum Herz der Aktion, es formte sich eine Initiative, die sich „Goslar hilft der Ukraine“ nannte.  Die eingehenden Sachspenden wurden sortiert, viele Spenden wurden jetzt auch für die ankommenden Flüchtlinge benötigt. Dinge wie Schlafsäcke, Verbandsmaterial und Schlafsäcke gingen in die Ukraine, Haushaltswaren, Möbel und Kinderbekleidung blieben in der Spendenhalle.


Transporte in die Ukraine

Durch die engen Kontakte in die Ukraine war die Initiative  informiert, was vor Ort am meisten benötigt wurde. Viele Dinge konnten nicht durch Sachspenden besorgt werden, sondern wurden gekauft. In den ersten Monaten waren es Decken, Kerzen, Batterien und Lebensmitteln, Verbandsmaterialen, Notfallmedikamente und medizinische Notfallausstattung zur Erstversorgung, im Herbst dann vorrangig Lebensmittel und Generatoren. Mittlerweile fährt die wichtigste Kontaktperson alle zwei Wochen regelmäßig in die Ukraine, insgesamt sind über 45 Transporte in die Ukraine durchgeführt worden und das reichliche Bildmaterial bestätigt, dass die Hilfsmittel tatsächlich die richtigen Adressaten erreichen.

Ein wesentliches Ergebnis der Transporte war, dass viele der hier ankommenden Flüchtlinge in der Spendenhalle eine Beschäftigung fanden, wo sie  weitab von ihrer Heimat etwas für die dort  verbliebenen ukrainischen Mitbürger tun können. Die Begegnung zwischen deutschen Ehrenamtlichen und den ukrainischen Flüchtlingen während des gemeinsamen Packens von Hilfsgütern sorgte für ein wachsendes Verständnis der ehrenamtliche Helfer für die besonderen Nöte und Bedürfnisse der geflüchteten Menschen und unterstütze die geflüchteten Menschen in ihrem Selbstvertrauen und bewahrten sie vor den überwältigenden Gefühlen von Ohnmacht und Hilflosigkeit. Auch zeigte die große Unterstützung für die Ukraine von Seiten der Goslarer Bevölkerung den Geflüchteten  die Solidarität der Deutschen mit den Menschen in der Ukraine.


Die Vereinsgründung

Um unsere Initiative handlungsfähig zu machen, gründeten wir im Oktober einen Verein, mittlerweile sind wir registriert vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannt. Mit Absicht nennen wir uns „Goslar hilft Menschen in und aus Krisengebieten“ um auch geflüchteten Menschen aus anderen Gebieten helfen zu können, falls die Krisen weitere Länder erfassen sollten.


Wer wir sind und was wir wollen

In unserem Verein sind Menschen mit unterschiedlichen Interessen versammelt. Nur durch gemeinsame Arbeit ausgehend von verschiedenen Interessen und Schwerpunkten  können wir unsere Aufgaben erfüllen.

Es gibt Gruppen, die es als unsere Hauptaufgabe ansehen, die Menschen in der Ukraine zu unterstützen. Einige  Mitglieder, die ursprünglich aus der Nachbarschaftshilfe kommen und Erfahrungen in der Syrienkrise und im Bereich der Obdachlosenhilfe gesammelt haben, sehen ihre Aufgabe in der Erstversorgung und Beratung der geflüchteten Menschen, andere Mitglieder haben sich der kulturellen Integration der geflüchteten Ukrainer angenommen und organisieren Ausflüge für Kinder, Stadtführungen und gemeinsame Aktivitäten. Einige Mitglieder mit besonderer Expertise leisten aktive Unterstützung für Geflüchtete mit besonderem Hilfebedarf gegenüber Behörden, weil sie in diesem Bereich große Defizite beobachten konnten. Vielleicht haben auch Sie Interesse bei uns mitzuwirken?

Wir bemühen uns um eine gute Öffentlichkeitsarbeit, Zusammenarbeit mit der Stadt Goslar und dem Landkreis und unseren zahlreichen Spendern in Goslar.

Es ist leider damit zu rechnen, dass die militärische Auseinandersetzung noch einige Zeit weitergeht, noch kommen weiterhin Flüchtlinge in Goslar an und müssen versorgt werden. Es gibt äußere Einflussfaktoren, die wir wahrnehmen müssen und an die wir unsere Arbeit anpassen möchten, um das gute Verhältnis zwischen den deutschen Bürgern und den ukrainischen Geflüchteten zu stabilisieren.


Wofür wir stehen

Goslar hat in den letzten 100 Jahren viele Flüchtlinge aufgenommen, in den 50iger Jahren des 20. Jahrhundert waren dreißig Prozent  der Goslarer Bürger aus den Ostgebieten geflohen oder vertrieben worden. Immer noch gibt es viele Goslar, die sich an Flucht und Vertreibung selbst erinnern, in vielen Familien mit Vorfahren in Ostpreußen oder Schlesien werden noch die Geschichten vom Ende des zweiten Weltkrieges und der Nachkriegszeit erzählt. Die schweren Traumatisierungen der Vertriebenen und Geflüchteten sind oft noch in den nächsten Generationen präsent. Auch in der Syrien Krise nahm Goslar proportional sehr viele Geflohene auf. Wir fühlen uns solidarisch mit den Menschen, die unschuldig unter dem völkerrechtswidrigen Krieg leiden, ihre Heimat verlassen mussten  und bei uns  in Goslar ankommen.

Wir denken, dass in einer Krisensituation das ehrenamtliche Engagement besonders wichtig ist. Eine freie und demokratische Gesellschaft lebt von der  Beteiligung seiner Bürger.   Die ehrenamtlichen Helfer haben neben der praktischen Hilfe, die theoretisch auch von öffentlichen Stellen angeboten werden könnte, einen wichtigen ideellen Wert. Die Ehrenamtlichen hauchen dem Hilfesystem Leben und Seele ein.  

Wir glauben daran, dass die Gemeinschaft der Goslarer Bürger  von der Willkommenskultur, Hilfsbereitschaft und Toleranz profitiert. Wir geben etwas und bekommen viel zurück. Darum haben wir uns auch so gefreut, dass wir den Bürgerpreis der Tessner Stiftung am 15.02.2023 bekommen haben.

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